„Wie ein Vulkan"

am 10.04.2017

Erinnert man sich an die letzten internationalen Fußballturniere, kommen meist die Siegermannschaften als erstes in den Sinn. Große Fußballnationen erbrachten große Leistungen wie Spanien 2010 und Deutschland 2014. Doch bei der letzten Europameisterschaft 2016 waren es wohlmöglich nicht die im Finale triumphierenden Portugiesen, die für das Turnier als prägend gelten sollen, sondern der Erfolg und die damit verbundene Begeisterung für die Überraschungsmannschaft einer Nation, deren Bevölkerungszahl nicht einmal zum Füllen aller Stadien der EM in Frankreich ausreichen würde: Island.

Doch die Geschichte des isländischen Fußballs und besonders der Geschichte der isländischen Nationalmannschaft unter dem Trainer Heimir Hallgrímsson besteht nicht nur aus dem Erfolg der Isländer mit dem Erreichen des Viertelfinales bei der EM 2016, sondern war vor allem geprägt von harten Qualifikationsspielen und Verletzungen wichtiger Stammspieler.

Isländischer Fußball hautnah

Von diesem Weg der isländischen Mannschaft – anfangend bei der im letzten Spiel scheiternden Qualifikation Islands für die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien bis zum begeisterten Empfang der isländischen Mannschaft in Reykjavík, nachdem klar war, dass die Isländer sich für die EM 2016 qualifiziert hatten und damit zum ersten Mal in der Geschichte ihres Landes ein großes Turnier erreichten – handelt der Dokumentarfilm „Wie ein Vulkan – Der Aufstieg des isländischen Fußballs“ von Saevar Gudmundsson, welcher im Rahmen des 11mm Fußballfilmfestivals im Babylonkino Berlin Premiere hatte.

Das Filmteam von Regisseur Gudmondsson begleitete die Isländische Nationalmannschaft und deren Spieler die gesamte Qualifikation zur EM 2016 und gibt Einblicke in die Mannschaft und deren Spieler.

Kein Überraschungserfolg, sondern harte Arbeit

Im Fokus stehen neben der Dokumentation der Vorbereitungen für die einzelnen Qualifikationsspiele und der Stimmung innerhalb der Mannschaft besonders das Privatleben der Spieler und des Trainers, genauso wie die Entwicklung des Isländischen Fußballs im Allgemeinen. Dabei erfährt man, dass der Trainer selbst sowie ein paar weitere Spieler neben dem Fußball spielen noch andere Jobs haben. So ist Chefcoach Hallgrimsson eigentlich Zahnarzt.

Der Film erzählt, wie sich der Fußball auf der Insel und besonders die Jugendarbeit ständig weiterentwickeln. Erst die Förderung des dortigen Fußballs brachte – so wie die Isländer es selbst nennen – eine „gullna kynslóð“ (Goldene Generation) hervor, welche für den überragenden Erfolg der Nationalmannschaft verantwortlich ist. Die besondere Beziehung der Spieler untereinander, welche auch schon in Kindheitstagen zusammen spielten, dann ins Ausland gingen, um bei großen Clubs zu spielen und sich nun in ihrer Heimat wiedersehen, um gemeinsam für ihr Land zu spielen, hebt Regisseur Gudmunsson hervor. Hinzu kommt die individuelle Entwicklung der Spieler, die meist durch private Ereignisse und Verletzungsrückschläge geprägt war.

Was oft vergessen wird ist, dass die Mannschaft selbst nicht nur aus den elf Spielern auf dem Feld besteht, sondern auch aus Ersatzspielern, Betreuern und Physiotherapeuten, die alle gemeinsam für den Erfolg der Mannschaft arbeiteten.

Ebenfalls wird die Begeisterung der Isländer für ihre Mannschaft gezeigt, da das Land – so hart wie es auch klingt – bis auf seine Vulkane, deren Ausbrüche im Film übrigens mit den Ergebnissen der Qualifikationsspiele verglichen werden, in der Welt kaum Beachtung oder Bedeutung findet und nun auf einmal in einem großen Turnier eine Top-Mannschaft nach der anderen aus dem Wettbewerb herauskickt. Weltweite Begeisterung gab es zudem für ihre leidenschaftliche Spielart und den signifikanten „Huuh!“-Jubel, der sogar von zahlreichen großen europäischen Mannschaften übernommen wurde

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Ein Muss für jeden Fußball-Fan

„Wie ein Vulkan“ brachte mir als Fußballfan zahlreiche Gänsehaut-Momente ein, vor allem wenn man die schreiende Stimme des leidenschaftlichen Kommentators bei dem entscheidenden Spiel der Isländer hört und zusieht, wie Tausende Fans beim Public Viewing in Reykjavik völlig eskalieren. Das Werk von Saevar Gudmundsson erinnerte mich stark an die 2006 produzierte Dokumentation „Deutschland – ein Sommermärchen“, welche hautnah das deutsche Team während der ganzen WM 2006 zeigt. Ich empfehle jedem Fußball-Fan, der 2016 intensiv die EM verfolgte und begeistert von den Underdogs aus Island war, sich den Film anzuschauen, da er ganz genau erklärt, woher dieser Erfolg der Mannschaft kommt und wieso er so bedeutsam für das ganze Land ist.

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