Französische Romanze mit LGBTQI + Hintergund

von
am 10.08.2020

Nach außen hin ist Nina nur die nette Nachbarin von gegenüber, aber für Madeleine ist sie die Liebe ihres Lebens. Schon seit Jahren führen die beiden eine geheime Beziehung und träumen davon, gemeinsam ein neues Leben in Rom zu beginnen. Doch Madeleine kann sich nicht überwinden, ihrer Familie die Wahrheit zu sagen. Für ihre erwachsenen Kinder ist sie die aufopferungsvolle Witwe, die ihrem Ehemann nachtrauert. So bleibt die Liebe der beiden Frauen für die Außenwelt unsichtbar und das heimliche Schleichen über den Flur zwischen den Apartments ihr Alltag. Doch dann führt ein unerwartetes Ereignis dazu, dass die Türen geschlossen bleiben. Nina muss alles riskieren, um zu Madeleine durchzudringen. (Quelle: Presseheft)

Klicke hier, um das Video zu starten! Bitte beachte, dass dann ggf. Nutzungsdaten an den Video-Provider (youtube, vimeo) übertragen werden.

WIR BEIDE ist ein Film, welcher mit LGBTQI+ Thematik überzeugt. Er stellt jedoch weder zwei Männer in den Fokus noch junge Menschen, sondern er spricht von der Liebe zweier älterer Frauen in ihren Siebzigern. Es ist ein Film über Liebe, welche bedingungslos besteht und doch geheim gehalten wird auf Grund von Angst vor der Reaktion der Liebsten. Die beiden Hauptfiguren werden von Martine Chevallier und der deutschen Schauspielerin Barbara Sukowa verkörpert, welche ihre Rollen mit solch einem Feingefühl und Sanftheit spielen, welche sehr schön mit der allgemeinen ruhigen Atmosphäre des Film harmonieren.

Der Film beginnt mit einer Szene, in welcher zwei Mädchen miteinander verstecken spielen. Während sich das eine Mädchen versteckt, verschwindet es. Die Zuschauenden sehen, wie das Mädchen hinter einen Baum rennt und nicht mehr hinter diesem hervorkommt. Ihre Freundin ruft nach ihr, aber es ist jedoch nur das Krächzten der Krähen zu hören. Da das suchende Mädchen ihre Freundin ebenfalls hinter diesem Baum nicht findet, kann man als Zuschauender nicht erkennen oder wissen, wo das verschwundene Mädchen abgeblieben ist. Diese Szene wird nie aufgelöst, doch es lässt sich vermuten, dass es sich bei einem der Mädchen um Mado, einer unserer Protagonistinnen handelt, weil sie mehrfach an diesen Ort zurückkehrt.

Wie zuvor erwähnt, ist der Film im Allgemeinen sehr ruhig beziehungsweise strahlt er eine ruhige Atmosphäre aus. Der Film wirkt als würde er seine Figuren mit Sorgfalt behandeln und ihnen genügend Raum und Zeit bieten, um sich zu entfalten und um sich mitzuteilen. Vielen französischen Filmen, besonders französischen Romanzen, ist diese ruhige und teils langsame Erzählweise gemein. Der Zuschauende wird in eine Welt eingeführt, in welcher es zwar ebenfalls Probleme und Konflikte gibt, die Atmosphäre größtenteils jedoch friedvoll anmutet. Ich weiß nicht genau, wie ich diese für mich sehr bezeichnende Stimmung beschreiben soll, also hoffe ich einfach, dass ihr ansatzweise wisst, was ich sagen möchte oder euch den Film selbst anseht.

Ich will nicht zu viel vom Film vorwegnehmen, aber das eigentlich tragisch des Films, ist die Tatsache, dass Madeleine und Nina ihre Liebe nicht frei ausleben können. Nicht etwa, weil der Film in einer Zeit angesetzt ist, in welcher homosexuelle Beziehungen verboten waren, sondern schlichtweg, weil Madeleine es nicht schafft ihren Kindern zu erzählen, dass sie seit mehreren Jahrzehnten bereits eine amouröse Beziehung zur Nachbarin führt und sie gemeinsam nach Rom ziehen wollen. Dem Ort, an dem die beiden Frauen sich kennen- und scheinbar lieben lernten. Dann erleidet Madeleine einen Schlaganfall und ist fortan auf einen Rollstuhl und eine Pflegerin angewiesen. Sie spricht nicht mehr und kann alltägliche Aufgaben ebenfalls nicht mehr ohne Hilfe bewältigen. Nina besucht ihre „Nachbarin“ mehrfach und sorgt sich um ihre Freundin.

WIR BEIDE arbeitet häufig mit Nahaufnahmen um beispielsweise Madeleines Emotionen den Zuschauenden ohne Worte zu vermitteln. Zudem greift der Film auf eine interessante Kameraführung und Einstellungen zurück. Meiner Meinung nach merkt man dem Film an, dass er in Frankreich produziert wurde, da er für mich diese typische Atmosphäre eines romantischen französischen Films vermittelt. Er erzählt die Liebesgeschichte der in die Jahre gekommenen Frauen jedoch nicht ausschließlich mit Hilfe der Narration, also der Handlung, sondern er verbindet die Liebe der Frauen mit einem Lied, welches symbolisch für eben diese steht. Bei dem Lied handelt es sich um einen italienischen Song, welcher während des Films etliche Male gespielt wird, weil in der Handlung und Filmwelt verankert, teils als reine Filmmusik, welche nur für die Zuschauenden zu hören ist. Von Beginn an ist den Zuschauenden die Wichtigkeit des Liedes für die zwei Frauen bewusst. Er schlägt einen Bogen vom Anfang des Films, bis hin zum Ende und verkörpert so viel mehr, als zunächst sichtbar ist.

WIR BEIDE ist ein Film, welcher sich perfekt für einen schönen, entspannten Abend im Kino eignet. Dabei solltet ihr eure Maske jedoch nicht vergessen. Der Film startet am 06. August in den deutschen Kinos und ich kann ihn euch nur wärmstens ans Herz legen.