"Your Name" - der weltweit erfolgreichste Anime-Film

am 10.01.2018

„Your Name“ oder „Kimi no na wa“ ist der weltweit erfolgreichste Anime-Film aller Zeiten und hat sogar den allseits bekannten und geliebten Film „Chihiros Reise ins Zauberland“ übertroffen. Über ein Jahr nachdem er in Japan und Amerika große Erfolg efeierte, kommt er nun auch diesen Januar in die deutschen Kinos.

Zwei vollkommen unterschiedliche Leben

Ein Komet, der nur alle 1000 Jahre zu sehen ist, erreicht schon bald seinen erdnächsten Punkt. Das bringt ganz Japan in Aufruhr – ein einmaliges Naturspektakel, das den Himmel für eine Nacht verzieren soll. Sehr aufgeregt ist auch Mitsuha Miyamizu, die in einer Kleinstadt in den Bergen Japans lebt. Mit ihrem Leben vollkommen unzufrieden und von den immer gleich ablaufenden Tagen gelangweilt, hat sie es in ihrem Alltag schwer. Dabei hilft auch nicht, dass ihr strenger Vater der Bürgermeister ist und sie vor den Leuten des Dorfs wiederholt blamiert. Da ihre Mutter früh verstorben ist, lebt sie nun mit ihrer kleinen Schwester zusammen bei ihrer Großmutter und kümmert sich mit ihnen um den Familienschrein, was ihr bei ihren Mitschülern auch kein allzu hohes Ansehen einbringt. Der einzige Lichtblick ihres Daseins sind ihre zwei besten Freunde, die ihr allerdings nicht gut zusprechen, sondern ähnlich wie Mitsuha den Wunsch haben, ihrem zu Hause entfliehen zu können. Taki Tachibana dagegen lebt in Tokio und besucht eine riesige Highschool. Seine Mittagspausen verbringt er mit seinen zwei besten Freunden, die im Film für Humor sorgen. Nach der Schule kellnert er in einem italienischen Restaurant, um sich sein Taschengeld aufzubessern. In diesen Stunden träumt er heimlich seiner Vorgesetzten Mike Okudera hinterher, die er jedoch niemals ansprechen würde.

Seltsame Träume

Eines nachts hat Mitsuha einen auffällig realen Traum, in dem sie ein vollkommen anderes Leben zu leben scheint. Mit anderen Freunden, an einer anderen Schule und was noch viel wichtiger ist: in Tokio. Am nächsten Morgen wacht sie wie gehabt wieder in ihrem eigenen Körper auf, wird allerdings von ihren Mitschülern und Freunden schief angesehen, die behaupten, dass sie sich am vorigen Tag sehr ungewöhnlich und maskulin verhalten habe. Das Problem ist allerdings – Mitsuha hat an den besagten letzten Tag überhaupt keine Erinnerung mehr. Seltsame Träume fallen auch Taki auf, der sich in diesen im Körper eines Mädchens wiederfindet, das in einer Stadt in den Bergen lebt und mit ihren Freunden eine kleine Schule besucht, um sich am Nachmittag um ihre Großmutter und ihre kleine Schwester zu kümmern.

Mitsuha ist Taki – Taki ist Mitsuha

Schon bald finden die beiden heraus, dass sie zwei- bis dreimal in der Woche wie über Nacht unaufhaltsam die Körper tauschen. Zu Beginn stellt dies für beide ein großes Problem dar, da ein Leben als das andere Geschlecht doch erhebliche Veränderungen mit sich bringt. Nach einigen Auseinandersetzungen, die sie über kleine Nachrichten auf Blöcken, über die Tagebuchfunktion von Takis Handy oder auch auf Körperteilen austragen, finden sie jedoch nach und nach ihren Rhythmus. Es werden Regeln aufgestellt und es wird jeden Tag, ein Tagebucheintrag über den jeweiligen Tag verfasst, um im Falle des Tausches den anderen immer auf dem Laufenden halten zu können. Als der Tag des Kometen gekommen ist, tauschen sie unbewusst – und auch ungewollt – ein letztes Mal und danach nie wieder. Taki ist erschrocken und auch verwirrt. Er macht es sich zum Ziel, Mitsuha zu finden, um sie endlich richtig treffen zu können. Als er allerdings ihren Wohnort erreicht und sie zum Greifen nah scheint, ändert sich von einer Sekunde auf die nächste alles.

Eine vollkommen neue Atmosphäre

Dieser Anime ist einfach alles: Er ist lustig, dann spannend, plötzlich herzzerreißend traurig und danach wieder hoffnungsvoll. Mit abwechslungsreichen Charakteren, die unterschiedlicher wohl nicht sein könnten, ist es für das Publikum leicht, sich mit den Figuren zu identifizieren. Außerdem sprengt er die Stereotypen, die Anime wohl oder übel hinterhergesagt werden. Es gibt keine unterwürfigen Klischee-Schulmädchen mit großen Brüsten, über die die Fantasien irgendwelcher Nerds sonst auf die große Leinwand gebracht werden. Stattdessen ist da die starke Mitsuha, die am liebsten im Körper eines Jungen in Tokio leben wollen würde. Geschlechter überschneiden sich und die vermeintlichen Grenzen zwischen Jungen und Mädchen werden durchlässig, beides wird vermengt. Masashi Ando schafft mit einem besonderen Zeichenstil wunderschöne Bilder. Er ist nicht nur abwechslungsreich, sondern hat trotz seiner Schlichtheit auch einen starten Wiedererkennungswert. Deshalb ist der Anime so beliebt: Der Stil ist einfach, aber doch so detailliert, dass es keinen Grund geben könnte, ihn nicht zu mögen. Das Gleiche gilt für den Soundtrack, der die Atmosphäre des Animes unterstreicht und doch leicht gehalten ist. Im Hintergrund schafft er eine tragende und auch etwas traurige Stimmung, die den Zuschauer in den Welten von Taki und Mitsuha eintauchen lässt. Wenn die Musik im Vordergrund steht, ist sie eingängig und der Geschichte angepasst. Auch nach dem Schauen des Animes bin ich persönlich noch in den Songs gefangen und höre sie rauf und runter.

Aber…

Die deutsche Synchronisation war der typische Fall von: Seine Stimme ist brillant gewählt, aber ihre Stimme fatal misslungen. Natürlich gibt es immer schlimmere Beispiele, aber Mitsuhas Stimme hat bei mir persönlich im Kino doch wiederholt ein Kopfschütteln verursacht, weil sie einfach nicht in das ganze Bild des Animes hineingepasst hat. Ein zweiter Punkt ist eindeutig die Verspätung, mit der ein so erfolgreicher Anime-Film, wie „Your Name“ es ist, Einzug in die deutschen Kinos erhält. Man ist es als deutscher ‚Otaku‘ bereits gewöhnt, sich jeglichen Anime-Content im Internet anschauen zu müssen. Aber ist es wirklich nötig, einen so berühmten und in die Geschichte der Anime eingehenden Film, erst über ein halbes Jahr später in Deutschland zu zeigen? Das ist doch immer wieder nervenaufreibend…

Zuletzt muss ich auch sagen, dass mir entweder eine Serie oder zumindest ein Zweiteiler wirklich mehr zugesagt hätten. Die Geschichte wirkt etwas gepresst und ich für meinen Teil hätte mich über eine detailliertere Beschreibung der Körpertausche sehr gefreut, da man sich auf diese Weise noch stärker in die Charaktere hätte einfühlen können.

Wo Du den Film schauen kannst

Im Großen und Ganzen ist dieser Anime aber absolut empfehlenswert. Die Eindrücke im Kino lassen einen auch auf dem Nachhauseweg noch nicht los. Um den Anime in all seinen Facetten begreifen zu können, braucht es diesen zusätzlichen Gedanken nach dem Film allerdings auch noch. An nur zwei Terminen, nämlich am 11. und am 14. Januar, ist es für uns deutsche Fans möglich „Your Name“ in den deutschen Kinos zu schauen. Wo und wann der Film in einem Kino in Deiner Nähe kommt, kannst Du hier erfahren!