In Vielfalt geeint - die XIX. SIMEP

von
am 29.01.2018

Da saß ich nun. Mitten im Plenarsaal des deutschen Abgeordnetenhauses. Um mich herum fast 150 andere Teilnehmer*innen. Vor mir eine blaue Stimmkarte mit der Zahl 105 darauf.

„Du bist in der konservative Partei EVP!“, „Du bist als Kroatin hier!“ , „Du stehst dafür ein!“

lief es mir, in Endlosschleife, durch den Kopf. Eineinhalb Tage wurden wir von dem Team der Jungen Europäischen Bewegung Berlin - Brandenburg (JEB) auf die große Diskussionsrunde vorbereitet. Hierzu erhielten wir Informationen und Gesetzesanträge zu den Themen Brexit - EU der 27 und Innere Sicherheit - Terrorbekämpfung.

Tag 1 – Kennenlernen, Länderstudien und Vorbereitung

Die SIMEP ist zwar nur eine SIMulation des EuroPaparlaments, jedoch eine riesige, die dir die nötige Ehrfurcht einflößt. Der Freitag begann mit ermunternden Reden sowohl von einigen Politiker*innen als auch von der Pressesprecherin, sowie der Vorsitzenden der JEB. Daraufhin folgte eine Absprache in den Länder-Gruppen, wie wir am Folgetag unser wunderschönes Land vorstellen wollen. Die Informationen hierfür brachten wir mit. Hilfreich dabei war, dass wir drei richtige Kroat*innen in der Gruppe hatten. So gelang uns relativ schnell, eine kurze einminütige Erklärung was das neueste Mitglied der Europäischen Union so zu bieten hat. Dann ging es in die Fraktion. In meinem Falle also die EVP. Vor ca. einer Woche hätte ich noch nicht einmal gewusst, dass es solch eine Fraktion gibt. Nun weiß ich: Wir sind die Konservativen! Das heißt Rollenspiel! Oder auch nicht, je nachdem wie die eigenen politischen Standpunkte sind. Manchen gelang dies aber eher schlecht als recht. Nachdem wir nun, nach einigem Hin und Her, die Abschüsse besprochen und unsere Änderungsanträge ausformuliert hatten, endete der erste Tag und ich hab nicht einmal das Mikrofon betätigt. Zwar unterstütze ich einige Punkte, wie z.B. die bessere Zusammenarbeit der übrigen Mitgliedsstaaten nach dem Brexit , allerdings ist es nicht so leicht, mit Parteimitgliedern mitzuhalten, die sich in einer riesigen Runde fachpolitisch austauschen.

Tag 2 – Wer ist dafür, wer dagegen?

Am Tag zwei folgte die große Diskussionsrunde im Plenarsaal. Die Diskussion war faszinierend zu betrachten. Geleitet wurde sie von den JEB-Mitgliedern. Jede Partei sollte nach einander ihren Änderungsantrag vorstellen und dann wurden die anderen Parteien zu ihrem Standpunkt befragt. Daraufhin folgte dann die Abstimmung, ob dieser Änderungsantrag nun angenommen wird oder nicht. Die Rechten und Linken verhielten sich wie im Kindergarten. Mit Stickern und Beleidigungen wurde sich dort bekämpft. Das lässt manchen aus der Mitte schon mal den Kopf schütteln. Alles in allem, war es eine erfolgreiche Verhandlung für meine Partei. Fast alle unsere Änderungen wurden akzeptiert. (Ist ja aber auch schwierig, die größte Partei zu überstimmen). Abschließend kann ich sagen, dass ich noch nie so ein perfekt organisiertes und Ehrfurcht einflößendes Großereignis besucht habe. Von Politik hab ich nun zwar erstmal genug, aber ich habe gelernt, dass Politikmachen eine Kompromisssuche ist und das Europaparlament genauso kompliziert ist, wie man es sich immer vorstellt.