Albumreview: Luke Evans - "At Last"

von
am 09.12.2019

“Niemand ist so schick wie Gaston, niemand ist so flink wie Gaston....”.

Na, kommen euch diese Worte bekannt vor? Bei mir klingelt zumindest immer dieses Lied im Kopf, wenn ich an eine bestimmte Person denke: Luke Evans. Der walisische Schauspieler ist in der Filmbranche kein unbekanntes Gesicht - nicht zuletzt dank seiner wie für ihn gemachten Rolle als hochnäsig-charmanten Adelsmann Gaston in dem US-amerikanischen Fantasy-Film “Die Schöne und das Biest”.

Egal ob als blutrünstiger Fürst Vlad in “Dracula Untold”, den klugen Aramis in “Die drei Musketiere” oder aber auch in den weiten Welten des Hobbit-Universums - Luke Evans hat in jeder Ecke mitgewirkt und bewegt sich längst in der oberen Liga von Hollywood.

Charme der Vergangenheit

Doch viele wissen gar nicht, dass Evans größte Leidenschaft der Musik gilt. “Wer sich ein wenig mit meiner Vergangenheit beschäftigt hat, weiß, dass alles mit dem Singen begonnen hat - Musik ist das, was ich vor allem anderen gemacht habe”. Tatsächlich absolvierte er als Teenager ein Musikstudium am Musical College in Cardiff und kam so mit Musik vor langer Zeit in Berührung. Nach einem Stipendium des London Studio Centres & ein paar Auftritte im Londoner West End war für ihn klar: “Ich möchte irgendwann ein Soloalbum aufnehmen!”

Gesagt, getan: Luke Evans Stimme erregte spätestens seit seinem Auftritt in der Londoner Royal Albert Hall anlässlich des Geburtstags der Queen großes Aufsehen. Kurzer Zeit später produzierte er erste Coversongs für seine EP, inspiriert von legendären Größen wie Pat Benatar. Ihr “Love Is A Battlefield” ist auch die erste Singleauskopplung des jetzigen Debütalbums “At Last”, das am 22. November erschienen ist. Evans Ritterschlag hierbei: Der nostalgische Sänger interpretiert sehr bekannte Stücke nochmal vollkommen neu und auf seine eigene Art und Weise. Und das kann sich hören lassen.

Klicke hier, um das Video zu starten! Bitte beachte, dass dann ggf. Nutzungsdaten an den Video-Provider (youtube, vimeo) übertragen werden.

Luke Evans - "Love Is A Battlefield"

Man With A View

Ganze 12 zeitlose Klassiker aus verschiedensten Genres finden sich auf dem Album von Luke Evans wieder, und das mit einem frischen Flair und modernen Touch. Die Stimme des bis dato nur bekannten Schauspielers fügt sich dabei sehr gekonnt ein. Die klassische Musical-Stimme lässt den typischen Bühnen-Charakter und dynamische Agierung ahnen - die Töne variieren zwischen Hoch- und Tieflagen, die Evans ganz individuell bedient. “At Last” stellt dabei ein vollkommen eigenständiges und unverwechselbares Werk dar, dass Luke Evans ganz persönlich gestaltet hat.

Man hört in Songs wie z.B. “First Time Ever I Saw Your Face” die Ecken und Kanten der Stimme, gewissermaßen kratzige Eckpunkte, die sein persönlichen Charme unterstreichen. Dennoch erfolgen Übergänge zwischen der kräftigen Bruststimme und den hellen Klängen durch die Kopfstimme erstaunlich weich. Ein Stimmcharakter und energischer Standpunkt, der sich durch die gesamte Trackliste zieht.

Klicke hier, um das Video zu starten! Bitte beachte, dass dann ggf. Nutzungsdaten an den Video-Provider (youtube, vimeo) übertragen werden.

Luke Evans - "First Time Ever I Saw Your Face"

Wer wagt, der gewinnt

Luke Evans weiß, an welchen Stellen er wie profitiert. In epischen Einlagen wie “With Or Without You” setzt er vor allem auf tiefe Atmung, haucht verträumt in den Mikro - wo im selben Atemzug ein rapider Anstieg im Volumen stattfindet. Und plötzlich formt sich eine ganz neue Absicht aus dem Song heraus; gewagte Einstellungen also, an die sich Evans ran wagt.

Absolute Raffinesse und unverblümt: Der selbstbewusste Musiker traut sich an einer der größten Jazzhits aller Zeiten ran - Etta James’ “At Last” ist kein leichtes Unterfangen, aber auch das meisterte er mit einer persönlichen Note. Da kann man überhaupt nicht anders, als vor sich hinzuschmelzen. Eine schlaue Masche, dieses sehr bekannte Lied als Titel des Albums zu nehmen - hier wird das Hollywood-Feeling groß gespürt.

Perspektive des Herzens

Auf seinem Debütalbum zählt man vor allem auf den dramatischen Ausdruck, der durch Luke Evans’  charakteristisches Stimmorgan toll ergänzt wird. Man wird das Gefühl nicht los, hier an die Hand genommen zu werden und Geschichten erzählt zu bekommen. Geschichten der Liebe, der Verbundenheit, aber auch Geschichten des Verlusts. Geschichten, die wir alle kennen - vielleicht sind das genau die Art von Gedanken und Erinnerungen, die uns der Sänger gegen Ende des Jahres mitgeben möchte. Und schafft somit den Momentum, in dem wir uns alle wiederfinden zu können.

Ein schönen Abschluss bildet das Stück “Bring Him Home” aus dem weltbekannten Musical “Les Miserables”, welches so richtig die Idee des Albums auf den Punkt bringt: Eine fast schon zerbrechliche Verletzlichkeit des Lebens, die aber mit viel Ehrlichkeit und romantischen Gefühl dem Hörer quasi “anvertraut” wird. Eine Seite von Luke Evans, die neu und ungewohnt ist und im Kontrast zu seinen sonst so taffen Filmrollen steht. Gerade mit diesem Freimut schafft der Waliser ein sehr authentischen und natürlichen Rahmen.Und der wird musikalisch gesehen sogar auf Höchstleistung zum Ausdruck gebracht.

Ein gelungenes Anfangswerk also, in das man sich gerne während des Weihnachts- und Winterzaubers reinhören kann!

“At Last” von Luke Evans ist seit dem 22. November überall erhältlich. Lasst es euch nicht entgehen!