Sinus-Jugendstudie 2020: Wie tickt die Jugend?

Ernsthafter einerseits, besorgter andererseits

„Der Trend, dass die Jugend zunehmend ernster und besorgter ist als früher, hat sich abermals bestätigt,“ erklären die an der Sinus-Jugend-Studie 2020 beteiligten Wissenschaftler*innen.

Viele Befragte kritisieren eine „Jede*r-für-sich“-Mentalität und den fehlenden Zusammenhalt in der Gesellschaft. Zudem haben sie Angst vor zunehmender Polarisierung, Hass und Aggression

Fridays For Future - Demo

Mehr Mitbestimmung und Repräsentation

Viele Teenager fühlen sich von der Politik weder gehört noch ernst genommen. Zu wenig Repräsentation und zu wenig Teilhabe sind Aspekte, welche kritisiert werden. Aus Jugendsicht wird Politik in erster Linie von „alten weißen Männern“ dominiert und geprägt. Frustriert sind die Jugendlichen von der Handhabe der Klimakrise durch die Verantwortlichen aus Wirtschaft und Politik.

Ich habe halt neulich den Satz gelesen: Die Politiker scheißen auf die Kinder. Und das ist für mich so das, was es heutzutage aussagt. Das Ding ist, sie müssen nicht auf die Kinder hören, weil wir absolut in der Minderheit sind in Deutschland, weil die ältere Welt überwiegt..

Samuele Giglio

Jugend in der Corona-Krise

Verständnis haben die Jugendlichen für Corona-Maßnahmen. Zwar sind sie genervt von den Kontaktbeschränkungen, erkennen aber die Notwendigkeit an und zeigen sich solidarisch mit Älteren und Risikogruppen.

Wenn ich rausgehen würde und mich nicht an die Maßnahmen halten würde, dann könnten Menschen, die ich liebe oder die mir wichtig sind, krank werden. Das ist schon eine große Verantwortung, aber man muss sich bewusst sein, was man macht.

Junge Menschen suchen nach einem positiven Arbeitsumfeld

Freude an der Arbeit sowie ein positives Arbeitsumfeld haben bei jungen Menschen eine hohe Priorität. Außerdem wollen sie genug Zeit für Freund*innen und Familie haben. Für die eigene Zukunft erhoffen sich die Jugendlichen sichere und gute Lebensverhältnisse, statt Status und hohem Einkommen.

Also es sollte mir schon gefallen, weil wenn ich es nicht so mag, dann macht die ganze Arbeit keinen Spaß. Also man sollte schon mit einem guten Gefühl aufwachen.

In der Sinus-Jugendstudie werden alle vier Jahre Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren – also Angehörige der Generation Z – zu bestimmten Themen befragt, darunter in diesem Jahr Schule, Berufswahl, Gesundheit, Sport und Politik sowie die Corona-Krise.

Die Untersuchung ist nicht repräsentativ, weil nur 72 Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren befragt wurden. Die langen und persönlichen Interviews erlauben Forsche*innen aber einen guten Einblick in das Denken der Teenager. In der Sozialforschung ist diese Methode wegen ihrer offenen Herangehensweise und der daraus resultierenden Tiefenschärfe anerkannt.

Die Sinus-Jugendstudie (zum kostenlosen PDF-Download) erhaltet ihr auf der Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung.