Zum ersten (und letzten) Mal Holi!

Holi feiern – eine Sache, die ich schon länger machen wollte. Meine Lust für das indische Frühlingsfest hat sich durch farbenfrohe Bollywood Filme und Serien entwickelt. Dort wird das Fest prächtig und mit viel Gesang und Tanz gefeiert. Die Menschen bewerfen sich hauptsächlich mit gefärbtem Pulver und Wasser.

VON NUSEYBA

Mittlerweile wird das Fest auf der ganzen Welt in Form von riesigen Festivals mit Musik, Lichtshows, Tanz, Essen und viel Farbe gefeiert. Auch in Deutschland blieb dieser Trend nicht aus und das Holi Festival Of Colours tourt jedes Jahr einmal durchs Land.

Dieses Jahr sollte mir die Möglichkeit auch vergönnt sein und zusammen mit einer Freundin sollte ich mir im Namen von jup! Berlin die Veranstaltung mal anschauen.

Tipps und Tricks

Das erste was ich zu Holi sagen kann: Hier wird mit Farben um sich geworfen, sprich: Die beste Seidenbluse sollte besser im Schrank bleiben. Am besten nimmt man sich ein altes T-Shirt oder Hemd, was auch dreckig werden kann, mit. Am besten in Weiß, dann sind die Farben deutlicher zu erkennen. Viele der Teilnehmer schützen sich auch mit Masken und Tüchern, um das Pulver nicht einzuatmen. Zum anderen kann das Pulver leicht in die Augen geraten, sodass auch Kontaktlinsen nicht die klügste Entscheidung wären.

Holi in Berlin

Dieses Jahr fand Holi in Berlin zeitgleich mit dem Christopher-Street-Day statt und die Straßen und U-Bahnen waren überfüllt. Je mehr ich mich dem Reitstadion Olympiapark näherte, desto dichter wurde die Menschenmasse und umso lauter die Musik. Die ersten, die mir entgegen kamen, waren auch schon vollkommen mit Farbe bedeckt. Angekommen am Eingang, durften wir über den Presseeingang das Gelände betreten, welches mit vielen Ständen und einer riesigen Bühne besetzt war, für den Magen und die Stimmung war reichlich gesorgt worden. Das Einzige, das nur noch mitspielen musste, war das Wetter. Trotz guter Laune und Festivalstimmung zogen sich immer mehr dunkle Gewitterwolken über dem Himmel Berlins zusammen und ich wusste, dass der Regen nicht lange auf sich warten lassen würde. Kurz vorm Countdown zum ersten „Farbwurf“ spürte ich auch schon die ersten Tropfen auf meinem Gesicht. Mit jeder Zahl, die runtergezählt wurde, verstärkte sich auch der Regen. Als wir endlich die Null erreichten und lauthals die Farbe in die Luft schmissen, schüttete es wie aus Eimern. Wie es auf jedem guten Festival aber der Fall ist, ließen sich die wenigsten von dem Wetter die Stimmung versauen. Die Musik wurde immer lauter, die Leute fingen trotz tsunamiähnlicher Nässe an, wild zu tanzen und sich gegenseitig mit Farbe zu attackieren. Es brauchte keine zehn Minuten und der Platz glich einer riesigen bunten Rauchwolke. Viele fingen auch an auf dem aufgeweichten Boden sich gegenseitig mit Schlamm zu bespritzen. Holi glich immer mehr einem Herbst-Festival wie man sie aus Filmen kennt.

Party anstatt Tradition?

Ich denke, dass jeder, der gerne einmal zu Musik mit Farbe um sich werfen will, hier eine gute Möglichkeit findet, diese Neigung auszuleben. Dennoch muss ich erwähnen, dass mir ein schlechter Beigeschmack geblieben ist. In Indien ist Holi ein wichtiges und heiliges Fest, dass der Hinduistischen Tradition entstammt. Dort hat das Fest auch einen wichtigen Gesellschaftlichen Wert: Egal welcher Kaste man angehört, jeder feiert mit! Es ist traurig mitanzusehen, wenn Menschen mit Bindis, bemalten Henna-Händen und mit Farbe um sich Werfend ein Fest feiern, welches für andere ein wichtiger Teil ihrer Kultur darstellt. Hier spielt vor allem kulturelle Aneignung (engl. cultural appropriation) eine wichtige Rolle. Mit cultural appropriation ist die kulturelle Aneignung von Bestandteilen einer marginalisierten Kultur gemeint und es müssen dabei immer Macht- und Diskriminierungsverhältnisse beachtet werden. Kulturelle Aneignung ist aber ein anderes Thema für sich und würde hier den Rahmen sprengen. Dennoch im Beispiel von Holi: Viele Menschen, bei denen das Feiern von Holi, das Bemalen der Hände mit Henna und das Tragen von einem Bindi zum Teil der Kultur gehört, werden im Westen oft als weniger integriert und minderwertig angesehen. In den meisten Fällen sind sie auch von rassistischen Überfällen betroffen. Diese kulturellen Bestandteile werden hier dann vermarktet und als Teil der westliche Kultur verkauft, um damit wirtschaftliche Erfolge zu erzielen.

Persönlich denke ich, dass jeder das Recht hat andere Kulturen kennenzulernen und sie zu leben, solange man aber die kulturelle Zugehörigkeit benennt und sie auch als Bereicherung wertschätzt. Dieses eine Mal hat mir Holi gereicht und es wird auch das letzte Mal gewesen sein, dass ich dieses Festival besuchen werde. Ich will nicht Teil einer Bewegung sein, die dazu Beiträgt, dass die Kultur einer Minderheit verfälscht wird und dadurch verloren geht.