Erlebe die Geschichte Berlins hautnah

Mit Hilfe von Augmented Reality ermöglicht eine App die Zeitreise ins zerbombte Berlin im Jahr 1945 und bietet so Geschichte zum „Anfassen“.

Es ist der 8. Mai 1945. Der Krieg ist vorbei. Europa vom Nationalsozialismus befreit und wir befinden uns auf dem Pariser Platz. Vor uns liegt das zerbombte Berlin. Das ist das Setting, in das uns die App „Augmented Berlin“ versetzt. Zwei Zeitzeugen, die den Krieg überlebt haben, berichten von ihren Erlebnissen. Zum einen ist das Jizchak Schwersenz. Ein jüdischer Lehrer, der 1944 in die Schweiz fliehen konnte. Zum anderen ist das Karin Friedrich. Sie versteckte zusammen mit ihrer Familie Juden und Kriegsgegner in Berlin. Es beginnt die Zeitreise ins Jahr 1930, also neun Jahre vor den Krieg. Wir sehen den prachtvollen Pariser Platz und Jizchak erzählt von seinen Erinnerungen und von seinem Vater. In der Folge berichtet er über die Veränderungen im Laufe des Jahres. Den Aufstieg der Nationalsozialisten und die Folgen für die Juden. Karin erzählt, welche Aktionen sie zum Widerstand auf die Beine gestellt haben. 

Zwei Geschichten von Zuständen, die kaum vorstellbar sind. Gerade in der heutigen, schnelllebigen Zeit schaffen es die Geschichten, auch wenn sie insgesamt nur knapp zehn Minuten lang sind, dass ich zur Ruhe komme und über vieles Nachdenken kann. Sie erinnern an unsere Geschichte und auch unsere Verantwortung.

Credit: Kulturprojekte Berlin/Peter Kolski

Die Nutzung der App ist unkompliziert. Nachdem man die Story gestartet hat, in unserem Fall auf einem iPhone, bewegt man das Smartphone und dieses erkennt dann die Umgebung. Durch die sogenannte Augmented Reality Technologie erscheint dann der Pariser Platz auf dem Handyscreen in deinem Zimmer. Unter Augmented Reality (kurz: AR) versteht man interaktive, durch Computer erstellte Elemente in der realen Welt. Darunter kann man also eine erweiterte Realität verstehen, was auch der deutschen Übersetzung des Begriffs entspricht. In Zusammenarbeit mit dem Tech-Unternehmen Apple nutzen verschiedene Unternehmen AR heute dazu beispielsweise Möbelstücke virtuell in einen Raum zu platzieren (IKEA), Die Anatomie des Menschen zu erkunden (Complete Anatomy) oder in Spielen Realität und virtuellen Raum verschmelzen zu lassen (EVE: Project Galaxy).

 

Entwickelt wurde die App „Augmented Berlin“ von Peter Kolski’s Betaroom aus Berlin und ist seit Kurzem im App Store und im Google Play Store verfügbar. Neben der Geschichte zu „75 Jahre Kriegsende“ lassen sich auch Geschichten von Zeitzeugen im Zuge der „Friedlichen Revolution - Mauerfall“ an verschiedenen Orten Berlin zum Beispiel dem Alexanderplatz nacherleben. Letztes Jahr hatte das Entwicklerteam schon MauAR veröffentlicht. Denn es jährte sich zum 30-mal der Mauerfall. Mit der App wurde die Mauergeschichte erlebbar gemacht. So lässt sich ebenfalls durch die Augmented Reality-Technologie, die Teilung Deutschlands im eigenen Wohnzimmer erleben. Aber noch näher kommt man der Geschichte auf den Straßen Berlins. Denn auf dem Handybildschirm baut sich die Mauer auf, man taucht förmlich ein ins Berlin während der Teilung. Das ist wirklich Geschichte zum virtuellen Anfassen. Beide Apps solltet ihr auf jeden Fall mal ausprobieren.

 

Credit: Kulturprojekte Berlin/Peter Kolski