Der Teufel mit den drei goldenen Haaren - zu Unrecht kaum besucht

am 16.08.2017

Im Rahmen des Sommerfestivals 2017 im Admiralspalast (SOFA) sahen wir uns am Samstag auf der Studiobühne das Musical Der Teufel mit den drei goldenen Haaren an. Angekündigt als Inszenierung, die sich für Zuschauer ab sechs Jahren eignet, hatten wir einige Vorurteile bezüglich der Eignung für Leute im (jungen) Erwachsenenalter, die aber schon mit den ersten Minuten verschwanden. Vermutlich dachten sich das auch die anderen potentiellen Besucher, die der Veranstaltung vorsichtshalber gleich fernblieben. Mal im Ernst: Nicht mal die Hälfte des Zuschauerraums war gefüllt, trotz der zentralen Lage der Location, weitreichender Werbung und nicht zuletzt dieses tollen Gastspiels der Brüder Grimm Festspiele Hanau. – Das haben die Künstler und das Stück selbst definitiv nicht verdient.

Es war einmal…

Mit Märchen hatten wir uns wirklich lange nicht mehr beschäftigt, weshalb wir mit dem Titel nur eine vage Erinnerung an die Geschichte verbanden. Damit ihr klüger seid als wir, frischen wir eure Erinnerung auf, obwohl es sich hierbei um eine abgewandelte Version des Märchens der Gebrüder Grimm handelt:

Es war einmal eine arme Frau, die ein (Glücks)Kind zur Welt brachte. Vom König gefürchtet, wird der Junge einsam in einem Fluss ausgesetzt. Dass er im Alter von sechzehn Jahren allerdings die Tochter des Königs zur Frau nehmen solle und er folglich der künftige Thronfolger sei, sehen auch drei Feen voraus, die sich seiner annehmen und ihn zu einer Müllersfamilie bringen. Der habgierige König Magnus versucht wiederholt alles, um diese Prophezeiung zu verhindern. Als er merkt, dass das Fin(n)delkind seine Intrige überlebt hat. Als Finn 16 Jahre alt ist, lässt ihn der König, im Tausch gegen das Medaillon seiner wahren Eltern, mit einem Brief in sein Schloss schicken. Auf dem Weg ins Schloss begegnet Finn einem Lord und der Prinzessin. Die drei werden von Räubern überfallen, können sich aber befreien. Die Räuber vertauschen den Brief, der seinen Tod befiehlt, gegen einen, in dem die sofortige Hochzeit mit der Prinzessin angeordnet wird. Der König ist wütend über diese Verwechslung und verlangt, dass ihm der Junge die drei goldenen Haare des Teufels bringt. Finn ist bereit, alles zu tun, um seine Frau behalten zu dürfen und das drohende Unglück von der Erde abzuwenden. Deshalb macht er sich auf den Weg zum Teufel...

Aber wie hat es denn nun gefallen?

Dem Kreativteam dieses Schauspiels mit Gesang ist es wunderbar gelungen, einen Klassiker neu aufleben zu lassen, ihn mit Witz und Aktualitätsbezügen anzureichern. Die Darsteller*innen waren wirklich hervorragend, weil jede*r Einzelne die Rolle perfekt verkörperte. Ich würde behaupten, dass mein Humor eher schwierig ist, aber spätestens beim hyperoptimistischen Song übers Positivbleiben, den die Gefangenen im Kerker trällerten, konnte auch ich mir das Schmunzeln nicht mehr verkneifen. Das Stück enthielt viele gute Wortwitze, die gerade die Erwachsenen zu lautstarkem Gelächter bewegten. Auch die Lieder waren sehr gelungen und gewannen enorm durch die vielseitigen Stimmfarben der Spielenden, die eine Varianz von hartem Rocker bis zur lieblichen Fee hatten.

Ich bin ein Mensch, der besonders viel Wert auf Kostüme legt und auch hier wurde ich positiv überrascht. Das wohl beste Beispiel dafür war sicherlich der Teufel, der in punkiger Hose mit rot-schwarzen Streifen, Netzhemd, mit Nieten und Lederjacke die Bühne eroberte.

Alles in Allem war es für mich und meine Begleitung, trotz anfänglicher Zweifel, ein gelungener Abend. Allerdings überraschte uns, dass das Stück inklusive Pause zwei Stunden dauerte, was bei jüngeren Zuschauern sicher die Aufmerksamkeitsspanne gesprengt hätte.

Was nehmen wir also mit?

1. Für Glück muss man kämpfen.

2. Einen Pakt mit dem Teufel sollte man nicht eingehen, auch wenn er modisch überzeugt.

3. Für Märchen ist man nie zu alt.

Informationen zum SOFA-Festival findet Ihr hier.

Informationen zu den Brüder Grimm Festspielen Hanau findet Ihr hier.

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