Ist das Kunst oder kann das weg?

Flohmärkte als Alternative zur Mülltonne

Berlin, die Hauptstadt und Hochburg alternativer Kunst und nachhaltiger Lifestyles. „Aus Alt mach Neu“ ­­­– ein Motto vieler Menschen unserer Stadt. Mit guter Laune und genervtem Freund im Schlepptau, bestimmen vor allem junge Frauen das Bild, welches sich uns an diesem Wochenende bietet. Wir sind auf dem Weg zu einem der größten Flohmärkte der Stadt. Dem Flohmarkt am Mauerpark in Berlin-Mitte. Wir wollen wissen, warum etliche Menschen lieber alte, gebrauchte Sachen, als neue und moderne Dinge kaufen. Wir haben mit Händlern gesprochen und erstaunliches herausgefunden.

Als Martin L. mit dem Sammeln alter Flaschendeckel begann, suchte er eigentlich ein Geschenk für seinen besten Freund. „Meine Kumpel und ich wollten ihm einen Hocker aus alten Bierdeckeln schenken“, erklärte uns Martin und musste dabei etwas schmunzeln. Heute kann er nicht einmal mehr die Straße entlang laufen, ohne sich dabei nach herumliegenden Flaschendeckeln zu bücken: „Es ist schon beachtlich, was für eine Menge an Deckeln da zusammenkommt. Ich kann sie nicht einfach liegen lassen, denn ich sehe in jedem ein neues Produkt“, berichtet uns Martin. Somit kam er auch auf seine Idee. Aus den gesammelten Flaschendeckeln macht er Magnete, Ketten- und Schlüsselanhänger, Ringe und sogar Vorhänge aus Plastikdeckeln. Sein Ideenreichtum ist dabei unerschöpflich. Er probiert ständig neue Produkte aus. Martin: „Man glaubt gar nicht, wie vielfältig Flaschendeckel sein können, wenn man sich nur näher mit ihnen beschäftigt.“ Er funktioniert sie nicht nur um, so sagt er selbst, er erschaffe vielmehr neue Möglichkeiten, um vermeintlichen Müll zu recyceln. Sonntags verkauft er seine Produkte dann auf dem Flohmarkt und er ist nicht der Einzige. Wer sich als Besucher näher umschaut, wird schnell sehen, dass der Trend vom „Upcycling“ sich bereits auf vielen Berliner Flohmärkten durchgesetzt hat. „Meine Kunden sind begeistert und ich bin es auch. Ich hätte vor ein paar Jahren nie daran gedacht, dass ich meine freien Sonntage auf einem Flohmarkt verbringen würde und schon gar nicht als Händler“, erinnert sich Martin an früher, als er sonntagmorgens noch gemütlich Kaffee getrunken und dabei die Tagesschau gesehen hatte. Jetzt beginnen die Sonntage für den 25- jährigen Studenten schon um acht Uhr morgens, wenn er seinen Stand im Mauerpark, Bernauer Str. 63, in Mitte aufbaut. „Für mich ist der Flohmarkt eine willkommene Abwechslung zur Uni“, meint Martin. Einen überdachten Stand möchte er sich allerdings nicht leisten, der wäre ihm viel zu teuer. Daher bringt er jeden Sonntag seinen eigenen Klapptisch mit. „Für drei Meter Länge bezahle ich 21 Euro“, das reicht ihm auch aus.

Wir gehen weiter und werden nicht weit von Martins Stand wieder fündig. Zwischen alten, verbeulten Gießkannen, Weinkisten und Zinkbadewannen finden wir Holger M.. Er sei bereits seit einiger Zeit als Händler auf den Flohmärkten Berlins unterwegs, erzählt er uns. „Es gibt viele Möglichkeiten zur Reduzierung des eigenen Mülls“, so sagt er, „Dinge, die häufig auf Schrottplätzen landen, sind oftmals noch zu gebrauchen.“ Er findet die Idee von Flohmärkten als Alternative zum Mülleimer gut. „Besonders in Berlin gibt es eine Vielzahl von Flohmärkten, auf denen man alte, noch brauchbare Dinge verkaufen kann, die sonst im Müll gelandet wären. So hilft man der Umwelt und seiner Geldbörse.“

Wir fragen ihn, wie er darauf gekommen ist mit Sachen, die andere schon längst weggeworfen hätten, Geld zu machen. Es gäbe viele Wohnungsauflösungen von alten Leuten, in der Gegend, wo er wohnt und er wäre immer gleich zur Stelle, um Möbel und alte Gegenstände zu retten, berichtet er. „Es ist traurig, wenn Gegenstände, die einen Menschen das ganze Leben lang begleitet haben, einfach auf dem Schrottplatz landen. Ich schenke ihnen eine zweite Chance“, sagt er lächelnd. Holgers Aussage will uns nicht mehr aus dem Kopf gehen, während wir über den Flohmarkt gehen.

Es ist wirklich schön alten Büchern, Dosen, Kommoden, Ölgemälden, Porzellanfiguren und schwarz-weiß Fotos ein neues zu Hause geben zu können – so denken wohl auch viele Flohmarktbesucher, haben wir den Eindruck.

Ein Text von den Jungen Reporterinnen für die Umwelt Kyra Bleihöfer und Elisabeth Horn

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