„Behaltet uns in schrecklicher Erinnerung!“ – ein Besuch im Zirkus des Horrors

„Bewegt euren Arsch ins Zelt, die Pause ist gleich vorbei!“ – Zugegeben, so wurde ich noch nie darauf hingewiesen, dass ich mich wieder auf meinen Platz setzen soll. Beim „Zirkus des Horrors“ ist allerdings genau das der Fall, dort wird kein Blatt vor den Mund genommen und die Performance strotzt nur so vor Humor und Gruselfaktor. Doch zurück auf Anfang.

Ein Text von Anne

Für mich war es amletzten Mittwoch so weit: Der Besuch im „Zirkus des Horrors“ stand an. Auf dem Gelände angekommen, sah ich wie zwei Männer in großen braunen Roben die Autofahrer zu ihren Parkplätzen wiesen. Von Beginn an wurde das Motto ‚Horror‘ wirklich in allen Bereichen eingehalten.

Der Horror begann bereits am Einlass

Nachdem meine Begleitung und ich unsere Tickets geholt hatten, mussten wir uns in eine Schlange anstellen. Man durfte nämlich nicht einfach in das Zirkuszelt eintreten. Nein, man musste erst durch ein kleineres Zelt, in welches man grüppchenweise hineingelassen wurde. Man konnte durch die Schreie, welche man von draußen hören konnte, davon ausgehen, dass der Spaß bereits beim Einlass beginnen würde. Im Inneren erwarteten uns dunkle Gänge und verkleidete Darsteller, welche dem Publikum eine riesen Angst einjagen sollten. Bei mir haben sie das definitiv geschafft! Der erste Darsteller, welche mir einem Plastikbeil ausgestattet war, packte mich und ließ mich erst nach einigen Sekunden wieder los. Wir folgten dem dunklen Gang und weitere Darsteller erwarteten uns. Nachdem ich mich an dem Killerclown mit Kettensäge vorbeidrängeln konnte (mein schlimmster Albtraum übrigens), gelangten wir in einen großen Vorraum. Hier konnte man sich Essen, Trinken und Souvenirs kaufen. Auch hier wurde das Motto bestens umgesetzt. Das Zelt was liebevoll mit allerlei Schaurigem dekoriert: Spinnenweben an jeder Ecke, gedimmte Lichter und in überall gruselige Figuren. Dazu kam noch, dass alle Standverkäufer verkleidet waren.

Paranoia?!

Als wir auf unseren Plätzen angekommen waren, ging der Horror auch direkt weiter: Zwei Darsteller liefen durch das Publikum und erschreckten dieses. Ich bin generell ein sehr schreckhafter Mensch und die Verkleidungen der Darsteller machten es definitiv nicht besser! Diese ‚Show‘ wurde uns auch in der 20-minütigen Pause geboten. Ich hatte das Gefühl, dass meine Begleitung und ich von Sekunde zu Sekunde paranoider wurden, weil wir ständig dachten, dass irgendwo irgendjemand steht und uns erschrecken möchte.

Eine Frau setzte sich vor mich. Sie hielt einen Cocktail in der Hand, aus welchem heller Nebel aufstieg. Mein Blick schweifte umher und ich war überrascht, wie gut das Zirkuszelt gefüllt war. Der „Zirkus des Horrors“ trat nur noch für wenige Tage auf. Höchste Zeit also die Show zu besuchen.

Wenige Minuten später ging es dann auch los: Die Lichter gingen aus, Musik ertönte und die ersten Schausteller betraten die Bühne. Das Programm bot wirklich für jeden Besucher etwas: Zunächst trat eine Seilakrobatin auf, man kann ihre Performance allerdings nicht mit einer aus einem ‚normalen‘ Zirkus vergleichen, denn auch hier wurde das Motto eingehalten, ihre Verkleidung, ihre Gestik und Mimik überzeugten. Die komplette Atmosphäre war einfach ganz anders: Der Zirkus war sehr viel dunkler und wirkte daher automatisch gruseliger, die düstere Hintergrundmusik und die schaurigen Verkleidungen verstärkten den Effekt.

Die Darsteller erbrachten eine körperliche Leistung, die ich zuvor noch nicht gesehen hatte! Egal ob Schlangenmensch oder das überzeugen durch Muskelkraft und Körperspannung. Ich ertappte mich einige Male, wie ich mit offenem Mund das Geschehen beobachtete und einfach total begeistert war.

Was blieb mir besonders in Erinnerung?

Ich muss gestehen, bei zwei Performances wurde mir etwas flau im Magen: Eine davon war der Auftritt von zwei Männern, welche sich in zwei riesigen Hamsterrädern (siehe Bilder) befanden und die komplette Konstruktion drehte sich. Irgendwann verließen die Männer ihre Räder und liefen auf der sich immer noch drehenden Konstruktion in mehreren Metern Höhe! Plötzlich packte einer der Männer ein Springseil aus und begann auf dem Rad Seil zu springen! Ich glaube, ich war aufgeregter als die Schausteller! Ich hatte wirklich Angst, einer der beiden würde fallen!

Eine weitere Darbietung, welche ich nicht mehr so schnell vergessen werde, wurde uns von einem Herren und einer Dame geboten. Ich selbst bin zwar ein riesen Fan von Tattoos und Piercings, diese Show ging jedoch auch mir unter die Haut (im wahrsten Sinne des Wortes). Die Darstellerin wurde an einem Stuhl festgebunden, Nadeln wurden in ihren Rücken gesteckt und diese dann mit einer Schnur verbunden, sodass es aussah wie ein Corset. Dieser Teil der Aufführung wurde durch jede Menge Schmerzen geprägt. Der Schausteller tackerte danach Luftballons an die Arme seiner Kollegin, bevor er sich einen Nagel in die Nase schlug. Diese Aktion kann ich allerdings nicht weiter beschreiben, weil ich leider wegschauen musste. Das war zu viel für mich! Meine Begleitung fand es super, ich schaute an ihr vorbei uns sah eine Frau im Publikum, die anscheinend auch nicht weiter zuschauen konnte. Wir lachten solidarisch und richteten unseren Blick dann wieder auf die Bühne.

„Zirkus des Horrors“ wirklich nur Horror?

Was mich wohl am meisten überraschte, war wie humorvoll das Event war! Ein Moderator führte uns durch das Programm und er riss tatsächlich einen Witz nach dem anderen! Er fragte zum Beispiel das Publikum, was man in jedem Zirkus finden würde. Als ein Zuschauer „Elefant“ rein rief, antwortete dieser schlicht „Halt‘s Maul!“ und zeigte mit ernster Miene auf den Herren im Publikum.

Die Antwort auf seine Frage wäre ein Clown gewesen und damit kommen wir auch zu meinem persönlichen Höhepunkt des Abends! Ich hätte niemals gedacht, dass ich jemals einen Clown als mein Highlight bezeichnen würde, aber ich habe wirklich selten so gelacht wie an diesem Abend! Der Clown fiel vom Aussehen zwar auch in die Kategorie ‚gruselig‘, sein Auftritt war allerdings nicht gruselig. Das heißt jedoch nicht, dass er ein super Clown für Kindergeburtstage wäre, im Gegenteil! Sein Humor entsprach genau meinem Geschmack: Er nahm kein Blatt vor dem Mund und in gefühlt jedem Satz fand man mindestens eine Beleidigung oder Fluch. Diese richteten sich an alles und jeden, was er ausfindig machen konnte. Er beleidigte z.B. „Alfons“, einen Nebendarsteller, welcher den Zuschauer sehr stark an einen trottligen Mitläufer erinnerte pausenlos.

Wie sah die Publikumsinteraktion aus?

Auch das mussten wir an dem Abend nicht missen. Das Opfer des Clowns wurde ‚Marcel‘, ein Unbeteiligter aus dem Publikum. Es wurde ein Standartgag, dass er immer wieder auf die Bühne gerufen wurde, um das Testobjekt des Clowns zu spielen.

Na, hatte ich zu viel versprochen? Ich könnte jetzt noch ewig weiterschreiben, aber das lasse ich lieber. Nicht, weil ich nicht weiterschreiben mag, sondern weil ich euch nicht alles verraten mag! Ich kann euch wirklich nur empfehlen den „Zirkus des Horrors“ zu besuchen, sei es in Berlin oder in einer anderen Stadt!