Lindsey Stirling: die tanzende Violinistin

am 31.03.2017

Am 9. März war Lindsey Stirling in der Max-Schmeling-Halle in Berlin mit großartiger Show und weniger großartigem Publikum…

Lindsey Stirling ist eine Violinistin, Bühnenkünstlerin und Komponistin. Ihr Band besteht neben ihr selbst noch aus Drew Stehen am Schlagzeug und Kit Nolan am Keyboard. Die „Brave Enough“ Tour steht unter einem sehr persönlichem Thema für Lindsey. Sie widmete ein Lied ihrem Vater, der Anfang dieses Jahres starb und ein weiteres Lied Jason (Gavi) Gaviatti, ihrem ehemaligem Keyboarder und guten Freund, der Ende 2015 starb.

The Retrosettes waren die Vorband für Lindsey Stirling. Ihre Musik ist eine Mischung aus Pop, Soul und Disco, sie erinnert an die Beatles Ära. Die Band ist bereits aus dem Film „Ewige Jugend (Youth)“ von Paolo Sorrentino aus dem Jahr 2015 bekannt.

Auch wenn Lindsey Stirling - wie viele andere - mit ihrem Konzert erst verspätet anfing, so war es doch ein Erlebnis. Viele die vom Warten schon etwas genervt waren, waren umso begeisterter als Lindsey Stirling auf die Bühne kam und mit uns zu Beginn Szenen für ihr neues Video „Beauty and the Beast“ aus dem gleichnamigen Disney-Film drehte. Wer das Video schon gesehen hat weiß, dass jede Szene in der Max-Schmeling-Halle spielt. Dass man als einfacher Besucher in einem Musikvideo zu sehen ist, ist sehr aufregend und vor allem: Wer kann schon von sich behaupten, in einem Musikvideo „mitgespielt“ zu haben. Auch wenn man nicht persönlich zu sehen ist, sondern nur als Masse, die ihre Handys in die Höhe hält.

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Mein persönliches Highlight des gesamten Konzerts, war das „Mini-Spielzeug Konzert“. Lindsey spielt auf einer Kindergeige, Drew auf einer kleinen Kinder-Spielzugtrommel und Kit auf einem Kinder-Spielzugklavier. Das Gesamtbild, das sich so ergab, war genial. Sie saßen zu dritt in der Mitte der Bühne ohne spezielle Beleuchtung oder Effekte und spielten weltbekannte Lieder. Von „Marie hat a little lamb“ über „Hedwig's Theme“ aus Harry Potter, bis zum „Skyrim main theme“ war vieles dabei. Es war ein echter Gänsehautmoment. Besonders unerwartet kam eine kleine Zaubershow. Lindsey ließ sich in zwei Hälften schneiden und erschien dann wie aus dem Nichts in einem Glaskasten. Es waren nur zwei kleine und sehr bekannte Tricks, aber gerechnet hätte ich auf einem Konzert damit nicht. Auch war ich von ihren Kommentaren einfach begeistert. Zwischen den einzelnen Liedern wurde ab und zu umgebaut, besonders nach ihren Zaubertricks. Zu einer der ersten Umbauten hat sie einfach „State Ninja“ rausgehauen. Ihre „State Ninja“ waren das Staffteam, das die Bühne umgebaut hat, und sie ließ einfach das Licht anschalten und hat für sie ein Applaus geben lassen.

Auch wenn das Konzert in der Max-Schmeling-Halle ausverkauft gewesen sein soll, so war die Halle doch sehr leer. Viele der Sitzplätze blieben leer oder Personen mit Stehplätzen haben sich hingesetzt, wodurch nur zwei Drittel der Stehfläche wirklich gefüllt war. Auch wurde ich zwischendurch ständig aus dem Konzert gerissen, was aber eher an der Halle und dem Ambiente lag, als an Lindsey Stirling. Was ich aber am traurigsten fand, waren die Fans. Selten habe ich ein Konzert gesehen, bei dem so wenig vom Publikum mitgemacht wurde. Wenn zum dritten Mal während eines Liedes versucht wird, gemeinsam zu klatschen und kaum einer mitmacht, ist das in gewisser Hinsicht echt traurig. Als das Konzert zu Ende war, sind viele auch sofort rausgeströmt und wollten noch nicht mal eine Zugabe, die es dann aber noch gab. Wenn man andere Konzerte von Lindsey Stirling mit dem in Berlin vergleicht, schäme ich mich ein wenig ein Berliner zu sein, dann ein so wenig begeistertes Publikum habe ich selten gesehen.

Es war im Großen und Ganzen ein echt schönes Konzert. Aber wer dort nur entspannt der Musik zuhören möchte, ist fehl am Platz. Ein Konzert von Lindsey Stirling ist eher eine Show als ein normales Konzert. Dieser Abend war nicht nur etwas für meine Ohren, sondern auch etwas für meine Augen.