Wenn Freundschaft durch den Magen geht: spécialités à la cuisine franco-allemand

am 29.01.2016

Was haben Gelassenheit, süß duftende Luft und Mehl gemeinsam? Richtig, sie beschreiben den ersten Eindruck, den ich, zusammen mit meinem Fotograf Nicolas Schaelicke, auf dem Bäcker- und Konditorenaustausch erhalten habe. Während ich die übriggebliebenen Französischkenntnisse aus der verstrichenen Schulzeit zusammenklaubte, beendeten die Teilnehmenden ihre Kreationen. Was dabei herauskam und welche Rolle dabei die Liebe gespielt hat, das wurde auf der Internationalen Grünen Woche, am Samstag, den 16. Januar 2016, in Berlin präsentiert.

 

Wem Bäcker- und Konditorenaustausch kein Begriff ist, dem helfe ich nun auf die Sprünge. Das besagte Austauschprogramm erfolgt auf Initiative des Centre Français de Berlin und der Handwerkskammer Berlin in Zusammenarbeit mit den Berliner Bäckerei- und Konditoren-Innungen sowie der Pariser Fachschule Campus93. Gefördert wird das Projekt vom Deutsch-Französischen Jugendwerk, dem Land Berlin und dem Innovationsfond des BMFSFJ.

In zwei Begegnungen von je einer Woche entwickelten die Lehrlinge aus Paris und Berlin insgesamt zehn neue Kreationen: Jeweils fünf Bäckerei- und fünf Konditoren-Produkte. Die Namen der Produkte wiesen eine breite Palette an Kreativität auf, die sich ebenfalls in den erlesenen und durchaus unterschiedlichen Geschmacksrichtungen vorfinden ließ. So starrte ich schon gierig, der Speichel füllte meine Mundwinkel, auf die „Geschmacksexplosion“ oder auf die „Staatensonne“, während Moderator Marco Seiffert fröhlich die Fachjury vorstellte: Jürgen Wittke, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Berlin, Dr. Markus Ingenlath, Generalsekretär des Deutsch-Französischen-Jugendwerks (DFJW), Gabriele Kockrow, Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft, Abteilung III, Jugend und Familie, Landesjugendring, Joachim Soltmann, Obermeister der KonditorInnen Berlin, Konditormeister & Inhaber Café „Lebensart“ und Holger Schüren, erster Brandenburger Brot-Sommelier, Bäckermeister & Inhaber „Ihre kleine Backstube“. Alle durften zuerst ran an den „Speck“.

Zur Bewertung der Kreationen kann ich kaum etwas ergänzen, außer, dass das Publikum, welches geduldig mit mir wartete, ebenfalls zum Genießen und Schmatzen eingeladen wurde. ALLE entwickelten Produkte wurden den Zuhörern in Form mundgerechter Häppchen serviert. Wer immer noch nicht der Liebe auf den ersten Blick traut, der hat noch nie „Die Liebe liegt auf dem Feld“ probiert – einen romantisch mit Kuhflecken übersäten Hügel auf einer ebenfalls essbaren grünen Wiese. Ja, so etwas gibt es nun, dank der fleißigen Bäcker- und Konditorenauszubildenden aus Paris und Berlin.

„Verlierer sind hier sowieso nicht dabei!“ – J. Soltmann (Oberbäckermeister)

Trotzdem verlangte die Präsentation auf der IGW nach zwei Gewinner-Teams. Diese waren dann auf der Bäckerei-Seite, „Feullieté Brioche à la pistache“ (Plunderbrioche mit Pistazien) und auf der Konditoren-Seite „Explosion de sauvers“ (Geschmacksexplosion).

Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann würde ich mir wünschen, dass diese herrlichen Köstlichkeiten Einzug in unsere hiesigen Backstuben halten. Schließlich bewiesen die jungen Erwachsenen aus Paris-Berlin, dass Kooperation nicht nur Gewinn für alle Beteiligten bringen kann, sondern dass sie auch gut schmeckt.

Um es mit Worten, geschrieben auf Brot, noch mal zusammenzufassen, ist die Deutsch-Französische Verständigung auch in diesem Jahr gelungen: