Wenn ein Känguru bei einem Kleinkünstler einzieht

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am 18.05.2020

„Mein, dein … das sind doch bürgerliche Kategorien!“ - Wer diesen Satz noch nie zuvor gehört hat, der ist wohl auch nicht vertraut mit dem kommunistischen Känguru, welches bei Marc-Uwe Kling einzieht. Die Geschichten über das WG-Leben der Zwei wurden nun verfilmt und ins Kino gebracht. Ich hatte die Möglichkeit, den Film zu sehen, bevor die Kinos Corona-bedingt schließen mussten.

Hier ist der Trailer für euch:

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Eines Tages klingelt es an Marc-Uwes Tür und ein Beuteltier steht davor. Es erklärt ihm, dass es gerade Eierkuchen machen wollte und dabei sei ihm aufgefallen, dass es ja gar keine Eier hätte. Als das Känguru kurze Zeit später sein Hab und Gut in Marc-Uwes Wohnzimmer ablädt, muss dieser begreifen, dass das Känguru nun wohl oder übel sein Mitbewohner ist. Im Film, der auf den erfolgreichen (Hör-)Büchern des Berliners basiert, nehmen es Marc-Uwe (Dimitrj Schaad) und das Känguru (gesprochen von Marc-Uwe Kling) mit dem rechtspopulistischen Immobilienhai Jörn Dwigs (Henry Hübchen) auf, der den malerischen Kreuzberger Nachbarschaftskiez mit einem gigantischen Bauprojekt verunstalten will. Und das passt dem Känguru so gar nicht.

DIE KÄNGURU CHRONIKEN sind alles in allem ein guter Film, der in sich geschlossen ist. Er ist witzig, kurios und trottelig, aber meiner Meinung nach nicht langatmig - und das selbst dann, wenn man die Bücher vorher nicht kennt. Man versteht den Film nicht nur, wenn man die Bücher gelesen beziehungsweise gehört hat, aber er gewinnt definitiv an Charme und Charakter, wenn man mit etwas Vorwissen in die Filmerfahrung hineingeht. Ist man bereits mit den Charakteren bekannt, kann man den Film als eine einzige Hommage an die Bücher sehen, da sich viele Witze aus den Büchern in DIE KÄNGURU CHRONIKEN wiederfinden. Mein Herz hat das mit Freude erfüllt, wenn Hertha ihren bekannten Spruch ablässt oder Marc-Uwe sich halbironisch mit dem Känguru streitet.

Ich kann die Auffassung, dass der Film keine neuen Ideen enthält und nur eine simple Kopie der Bücher ist, jedoch auch nachvollziehen. Wie bei vielen Filmen heutzutage stellt sich auch bei diesem hier die Frage, an welches Publikum er sich wendet. Will er Zuschauer erreichen, die bereits vorher große Fans der Reihe waren oder versucht er neue Anhänger für den Boxclub des Kängurus zu gewinnen? (Ich kann mir diese kleinen anekdotischen Witze einfach nicht verkneifen!) Ich glaube tatsächlich, dass der Film versucht, einen Mittelweg zu finden: neue Fans gewinnen, aber ebenso alte zufriedenstellen. Das sieht man allein schon daran, dass der Schlüsselmoment der Beziehung zwischen den beiden als Einstieg dient, die Charaktere an sich jedoch nicht vorgestellt werden. Und das zieht sich durch den ganzen Film hindurch. Mit Vorkenntnissen erkennt man schnell, wer Friedrich-Wilhelm, Otto-Von oder Hertha sind. Wer mit den Figuren nicht so vertraut ist, der fragt sich vermutlich, wieso die beiden türkischstämmigen Kioskbesitzer nebenan so seltsame Namen haben, denn es wird nur kurz in einem Nebensatz erklärt.

Positiv dem Film zugutezuhalten ist jedoch der Animationsstil des Kängurus. Selbstverständlich weiß der Zuschauer, dass es sich bei dem dargestellten Känguru um kein echtes handelt, aber der Animationsstil hat mich in keinem Moment die Präsenz des Kängurus hinterfragen lassen. Es war stimmig und das Känguru hat gut in das urbane Straßenbild Berlins gepasst. Marc-Uwe spielt generell immer mit der Echtheit des Kängurus, sodass er das Känguru immer als reale Person zitiert und darstellt. In einem der seltenen Interviews, welches Marc-Uwe mit ZEITMagazin-Chefredakteuren Christoph Arnend und ZEIT-ONLINE-Chefredaktuer Jochen Wegner geführt hat, klingelt es an einer Stelle der vierstündigen Podcast-Folge an der Tür und das Känguru stößt kurzzeitig zum Interview dazu. Dem Zuschauer und in diesem Fall auch Zuhörer wird somit immer das Gefühl vermittelt, dass Marc-Uwe Klings Geschichten wirklich wahr sein könnten.

Neben den tollen visuellen Komponenten des Films habe ich mich persönlich zudem über den kleinen Cameo-Auftritt des echten Marc-Uwes gefreut, der in einer Szene als Musiker im Hintergrund zu erkennen ist. Wer nicht weiß, was ein Cameo-Auftritt ist, ich habe es hier in meiner FilmFeedback Folge 5 erklärt.

DIE KÄNGURU CHRONIKEN ist ein toller Film, der sich meiner Meinung nach besonders für Menschen eignet, welche bereits mit den (Hör-)Buchvorlagen vertraut sind, da der Film auf viele bereits etablierte Witze und Beziehungen der Charaktere untereinander zurückgreift. Es werden zwar nicht allzu viele neue und innovative Witze in den Film integriert, doch mir hat es einfach Spaß gemacht, den chaotischen Abenteuern von Marc-Uwe und dem Känguru zuzuschauen.

Manche von euch werden sich nun sicherlich fragen, wie man den Film denn aktuell sehen kann, da ja immer noch alle Kinos geschlossen haben. Der Film ist bereits seit Anfang April im Home-Kino zu sehen, wie Marc-Uwe Kling auf seinem Instagram Account schreibt. Sehen könnt ihr den Film unter anderem auf Amazon Video, Sky und iTunes. Der Preis zum Leihen des Films liegt bei etwa 4,99€ und zum Kaufen etwa 16,99€. Echtes Kino Feeling bekommt ihr dabei zwar nicht und das Popcorn müsst ihr auch selbst machen, aber mit euren Liebsten auf dem Sofa liegen und einen netten Film schauen, hört sich doch auch gar nicht so schlecht an. Habe ich recht?

Egal, wie ihr eure Corona-Isolation verbringt, ich wünsche euch viel Spaß beim Filmeschauen!